Axel Muther, Geschäftsleiter von AsFam Thurgau in Frauenfeld, sorgt mit seiner Firma dafür, dass Angehörige ihre Partnerinnen oder Partner, Eltern oder Kinder nicht länger umsonst pflegen. Bild: Stefan Böker
21.09.2022 23:45
Ein Lohn für pflegende Angehörige
Ein neues Spitex-Angebot im Thurgau richtet sich an pflegende Angehörige
Bei der Versorgung von zu Hause lebenden Menschen mit sehr hohem Pflegeaufwand nehmen pflegende Angehörige eine Schlüsselstellung ein. AsFam unterstützt pflegende Angehörige, indem sie diese mit Arbeitsverträgen anstellt und ihnen für die Dauer der erbrachten Pflegeleistungen einen angemessenen Lohn und Sozialversicherungsbeiträge bezahlt.
Frauenfeld Die Büros von AsFam befinden sich an der Gewerbestrasse 3. Im Interview verrät Geschäftsleiter Axel Muther mehr über das brandneue Konzept.
Herr Muther, wie funktioniert ihr Angebot?
Bei der Versorgung von zu Hause lebenden Menschen mit hohem Pflegeaufwand nehmen die Angehörigen eine Schlüsselstellung ein. Wir stellen die pflegenden Angehörigen bei AsFam im Umfang der Leistungserbringung nach KLV7 ein. In der Höhe des Grundpflege-Aufwand erhalten die Angehörigen einen Stundenlohn von 33,50 Franken pro Stunde für Ihre wertvolle Arbeit.
Welche rechtlichen Hürden mussten Sie dafür nehmen?
Voraussetzung ist eine Spitex-Bewilligung des Gesundheitsamtes des Kanton Thurgau.
Wie kamen Sie auf die Idee, das auch im Thurgau anzubieten?
Ich wurde durch einen Artikel auf die AsFam im Kanton Zürich aufmerksam. Die Idee, pflegende Angehörige sichtbar zu machen, zu unterstützen und Wertschätzung entgegenzubringen, hat mich sofort begeistert.
Welche Vorteile bietet dieses Angebot Personen, die gepflegt werden?
Die zu pflegenden Personen können dadurch zu Hause in ihrer gewohnten Umgebung bleiben, was erheblich zum Wohlbefinden beiträgt.
Müssen die Angehörigen nicht geschult werden?
Wo nötig werden die Angehörigen fachlich beratend unterstützt, angeleitet und gecoacht. Dies wird durch unsere Pflegeleitung und/oder durch unser Fachteam Pflege sichergestellt. Interessierten bietet die AsFam Schulung und Bildung die Ausbildung zum «Pflegehelfer*in ASB» an, als Einstieg in den Pflegeberuf oder Vorbereitung für die Betreuung und Pflege Angehöriger.
Wird auch sichergestellt, dass diese sich nicht überlasten?
Darauf achten wir besonders, hier ist das Fachteam Pflege gefordert, achtsam zu bleiben und ggf. zu intervenieren. Die Entschädigung soll für den pflegenden Angehörigen auch die Möglichkeiten bieten sich zu entlasten (z.B. mit einer Nutzung einer Tageseinrichtung).
Wie ist der Start im Thurgau verlaufen?
Es braucht seine Zeit bis in der Bevölkerung, speziell bei betroffenen Familien, bekannt ist, dass es diese Möglichkeit gibt unsere Dienstleistung in Anspruch zu nehmen. Durch Weiterempfehlung betroffener Familien und Empfehlungen seitens der sozialen Dienste verschiedener Einrichtungen und Organisationen, dürfen wir bereits Familien mit pflegenden Angehörigen unterstützen.
Wie ist das Feedback bisher?
Durchgehend gut. Die Familien schätzen die fachliche Beratung und den erhaltenen Lohn als Wertschätzung der geleisteten Arbeit.
Wie und wo können sich betroffene und interessierte Familien genauer informieren?
Wir sind zu Bürozeiten gut zu erreichen 052 511 40 11. Sehr gerne geben wir detaillierte Auskunft und beraten auch in Sachen Assistenzbeiträge oder Hilflosenentschädigung. Wer möchte kann uns auch gerne am Tischmarkt an der ITAM in Frauenfeld besuchen (1. Oktober 2022, 10 bis 15 Uhr, Konvikthalle, Promenadenstrasse 14, 8500 Frauenfeld)
Interview: Stefan Böker