20.09.2023 23:45
«Marktöffnung als Chance»
Der Energieanlass der FDP im Frauenfelder Rathaus war gut besucht – ein breites Publikum hörte interessante Vorträge
Alle reden von alternativen Energiequellen: Photovoltaik, Windenergie, Wasserkraft und anderen. Doch was braucht es neben neuen Produktions-anlagen, um die Energiewenden zu schaffen? Die FDP-Veranstaltung im Rathaus gab Antworten.
Frauenfeld Das Ziel der Veranstaltung sei es, den Anwesenden Informationen zu liefern, damit diese sich ihre eigene Meinung bilden können, schickte FDP-Vorstand Stefan Dähler in seiner Begrüssung voraus. Man wolle nicht polemisieren, sondern Lösungen für das Energieproblem aufzeigen. Die nachfolgenden Referate boten genau das: Wissenswertes über die Herausforderungen der Energiewende. Einige markige Sprüche fielen dennoch.
Dr. Christian Opitz, Head of Competence Center Energy Management der Hochschule St. Gallen, rief in Erinnerung, dass derzeit nur rund ein Viertel unseres Stromverbrauchs durch alternative Energien gedeckt wird. Für den Ausstieg aus der Kernenergie sei noch viel zu tun. Potenzial sieht der Experte einerseits in der Mobilität, also im Umstieg auf den ÖV oder E-Autos, sowie im Bereich Wärme. Zu viele Gebäude würden mit Heizöl und Gas beheizt, bemängelte Opitz. In Zukunft sollen Gebäude sogenannten «Energie Hubs» werden: Sie produzieren Strom und Wärme, speichern Energie, werden zur Tankstelle für Fahrzeuge. Zudem plädierte der Fachmann in der auf Stromimporte angewiesenen Schweiz für ein Stromabkommen mit der EU. «Es gibt also noch viel zu tun, aber es besteht Hoffnung», kommentierte Moderatorin Kris Vietze, National- und Ständeratskandidatin der FDP. Dr. Adrian Kammer, Dozent für Nachhaltige Energiesysteme an der ZHAW, sprach im Anschluss die Bedeutung von Smart Metern, also digitalen Stromzählern an.
Dynamische Preise von Vorteil
Diese liefern dem Verbraucher genaue Infos über das Netz, den verfügbaren Strom und, sofern es dynamische Strompreise gibt, auch über die Preise. So kann es unkompliziert werden, den besten Zeitpunkt fürs Laden des E-Autos zu erfahren, um nur ein Beispiel zu nennen. Jedoch ist die Schweiz in puncto Abdeckung noch ein gutes Stück vom Ziel entfernt. Bis 2027 sollen 80 Prozent aller Messeinrichtungen Smart Meter sein. Derzeit hat man noch nicht einmal die Hälfte davon erreicht. Es gibt Energiegesellschaften wie die BKW, so Dr. Kammer, die noch keinen einzigen Smart Meter installiert haben. Im Ausland sei man da weiter. Wenn ein gesamtes Netz miteinander kommuniziert, also Erzeugung, Speicherung und Verbrauch aufeinander abgestimmt werden, spricht man von «Smart Grids». Die Vorteile dieser intelligenten und transparenten Netze erläuterte Martin Simioni, CEO der Elektrizitätswerke Kantons Thurgau (EKT). Doch wie realisieren? «Ich sehe die Strommarktöffnung als Chance», ist der Fachmann überzeugt. Diesem durchweg liberalen Gedanken pflichtete Regierungsrat Welter Schönholzer bei: Weniger regulieren und den Markt spielen lassen, sei das Credo seines Departements. «Die Energiewende über das Portemonnaie steuern ist möglich.» Und Sparen. Wie das im Privaten funktionieren kann, erklärte Regierungsrat Schönholzer gleich mit: Bei ihm zu Hause werde mittlerweile hauptsächlich von Hand gespült.
Von Stefan Böker