Peter Gross
Interview mit dem Autor aus Müllheim.
Für Fabian Gsell und Anita Stäheli hat das Tierwohl einen hohen Stellenwert. Sie bewirtschaften den Hof zusammen mit Martin Stäheli nach IP Suisse Richtlinien und erfüllen die Vorgaben der Tierwohlprogramme "Regelmässiger Auslauf ins Freie" und "Besonders tierfreundliche Stallhaltung". zVg
Am 25. September wird über die Tierwohlinitiative abgestimmt, die von den konventionellen Bauern die Umsetzung der Bio Suisse Richtlinien 2018 fordert.
Martin Stäheli und Fabian Gsell sind verärgert, weil der Bevölkerung dabei vorgegaukelt wird, dass bei einer Annahme lediglich fünf Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe und vor allem Schweine- und Geflügelhalter betroffen wären. Martin Stäheli und seine Frau Anita bewirtschaften in einer Betriebsgemeinschaft mit Fabian Gsell auf einem kleinstrukturierten Aussiedlerhof in Roggwil nach IP-Suisse Vorgaben einen Hof mit rund 240 Rinder und führen zudem ein Lohnunternehmen. Wenn die Initiative durch geht, könnte der Betrieb nicht wie bisher weitergeführt werden, weil beispielsweise der Auslauf für die Kälber vergrössert werden müsste. «Unsere Gebäude sind aber gegeben und erweitern können wir nicht», sagt Martin Stäheli. Würde in Zukunft auch noch eine Weidehaltung verlangt, wäre das aus Sicherheitsgründen nicht vertretbar», fügt Fabian Gsell hinzu. Dann würde auch das Futter nicht mehr reichen. Bliebe also nur noch die Möglichkeit, den Tierbestand zu verringern. Ungewiss ist auch die künftige Fütterung, die seltsamerweise erst nach der Abstimmung festgelegt werden soll. Die Biorichtlinien 2018 sehen vor, dass Rindviecher vornehmlich mit Raufutter ernährt und Kraftfutter nur als Ergänzung eingesetzt wird. Stäheli und Gsell füttern ihre Tiere mit Raufutter aus Grünland, Silomais, Apfeltrester, Rübenschnitzel und Kraftfutter. «Das Meiste wächst vor unserer Haustür und soll jetzt auf einmal nicht mehr gut genug sein», sagt Martin Stäheli. Wenn jeder Bio macht, werden für wohl auch langfristig die Direktzahlungen für die Tierwohlprogramme «Besonders tierfreundliche Stallhaltung» und «Regelmässiger Auslauf im Freien» wegfallen. Die Initiative würde sich auch auf das Lohnunternehmen auswirken, wenn sich andere Landwirtschaftsbetriebe auf Obst- oder Gemüseanbau umorientieren müssten. Eine Annahme der Initiative würden die Zukunftsperspektiven der Familie Stäheli und dem 32- jährigen Jungbauer Fabian Gsell massiv beeinflussen.
pd
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