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Freitag, 31. März 2023
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Die Schweizer Grossbanken haben sich schon vor Jahrzehnten von den Schweizer Tugenden entfernt und wollten es der Grossmacht USA gleichtun. Die UBS hat nach 2008 ihre Lehren gezogen und das gefährliche Investment- bankgeschäft – vor allem in... weiterlesen
Ganz unverhofft begegnete ich neulich auf Instagram einem Pärli-Bild, das mich staunen liess. Dabu (kl. Bild) von Dabu Fantastic zeigte in seiner Insta-Story ein Kuschel-Bild von sich und einer Frau. Dazu postete der Musiker den Song «Liebi.. weiterlesen
Wer ist der junge Mann, der unerwartet (und, das weiss er selbst: mit kleiner Chance) gegen Stadtpräsident Anders Stokholm antritt? Auf jeden Fall ist Severin Knecht kein Kandidat, der nicht weiss, was er tut.
Frauenfeld Die Idee entstand im August 2022. Dann liess sie ihn nicht mehr los. Im Dezember gab Severin Knecht seine Kandidatur ein. Öffentlich wurde sie im Januar. Daraufhin ging die Action los. «Ich musste mein Handy auf Flugmodus schalten», erzählt der Produktionsarbeiter der Sibatron AG. Zahlreiche Kollegen und Familienmitglieder meldeten sich, um zu gratulieren und Mut zu machen. Und die Presse. «Das SRF Regionaljournal hat hier im Geschäft angerufen und nach meinem Kontakt gefragt», sagt er. Aber damit war ja zu rechnen.
Der wohl jüngste Kandidat fürs Frauenfelder Stadtpräsidium aller Zeiten sitzt in der kleinen Mensa des Familienunternehmens im Gewerbegebiet am westlichen Stadtrand. Auf dem Flipchart haben Kollegen einen aufmunternden Spruch hinterlassen: «Severin for President». Darunter hängen Zeitungsartikel.
Der 23-Jährige arbeitet beim Elektrospulenhersteller seit bald zwei Jahren. Davor hat er eine KV-Lehre absolviert. Es riecht nach Lack und Maschinen. Die Frauen an den Arbeitsplätzen der Wicklerei arbeiten emsig. In den Regalen stapeln sich Spulen in allen Grössen und Farben. Am Getränkeautomaten läuft eine digitale Bilderschau vergangener Betriebsfeiern. An der Wand im Warenausgang hängt gross ein Poster des Elektro-Rennwagens «grimsel». Sibatron hat mit seinen Produkten dazu beigetragen, dass der Wagen einen Weltrekord gefahren ist. Eine überschaubare, sichere Welt. Die Kandidatur ist für Severin Knecht nicht nur eine Abwechslung von dieser, ein Abenteuer. Mit seinem dezidiert bürgerlichen Programm könnte sich der bisher unabhängige Kandidat für eine Partei empfehlen. «Vorausgesetzt, ich mache eine gute Figur», meint er. Seine Siegeschancen hält er ohnehin für klein. «Mein Ziel ist ein Achtungserfolg», sagt der junge Mann mit Blick auf den 12. März selbstsicher.
Druck? Nein, Druck verspüre er nicht, sagt Severin Knecht. Den mache er sich auch nicht. «Es ist viel mehr so, dass ich seit meiner Kandidatur viel bewusster durchs Leben gehe», sagt der unabhängige Kandidat für Stadtpräsidium über die neue Aufmerksamkeit. Ihm fallen viel mehr Dinge auf, die er früher nicht bemerkt hätte. Zustände, die man vielleicht ändern könnte. «Zu verlieren habe ich nichts», sagt der junge Mann. «Nur zu gewinnen: Nämlich Erfahrungen in einem Wahlkampf ums Stadtpräsidium.» Und das sind in der Tat Erfahrungen, die die wenigsten einmal in ihrem Leben machen werden.
Seinen Wahlkampf geht Severin Knecht völlig bodenständig an. Er hat ein kleines Budget, mit dem er 10'000 Flyer gedruckt hat sowie 10 grosse Wahlkampfplakate. Das Budget besteht aus Spenden von Familie und Freunden. Einen Zustupf für das «Wahlkampfkässli» gab beispielsweise die Grossmutter. Über Instagram hat er dazu aufgerufen. Sein Profil hat knapp 600 Follower. Hashtag #Sevi4president.
Einen Masterplan, den gibt es gar nicht. Seine Hoffnung ist, mit diesem ersten Auftritt auf dem politischen Parkett Aufmerksamkeit zu erregen. «Ich glaube, danach kennt mich jeder», hofft er. Vielleicht könnte das sein Einstieg in die Politik sein. Auf eine Partei möchte er sich jedoch nicht festlegen. Mitte oder SVP liegen ihm, die FDP käme aber auch in Frage. Auf den Plakaten und bei seinen Auftritten ist er stets im Poloshirt von Fred Perry zu sehen. Es ist sein Markenzeichen. Es signalisiert: Hier steht ein Arbeiter. Einer aus dem Volk. Einer von uns. Einen Anzug würde er nicht tragen wollen.
Seine Positionen sind knappe Anrisse bürgerlicher Politik. Am radikalsten hört sich die kategorische Ablehnung von Tempo 30 an. «Freie Fahrt für freie Bürger», überspitzt er grinsend.
Gute ÖV-Verbindungen für Frauenfeld hört sich dagegen zeitgemässer an. Die Steuern will er senken, eine wirtschaftsfreundliche Umgebung schaffen sowie Jugendaktivitäten fördern. Bei Letzterem muss er allerdings konstatieren, dass die Kantonshauptstadt mit ihren Angeboten bereits ganz gut da steht. Bezüglich Casino hat er sich zur Mitte gesellt: «Ich habe die Petition unterschrieben», gesteht der unabhängige Kandidat.
Wie es weitergeht, steht also noch in den Sternen. Mit Spannung erwartet Severin Knecht nun den Wahlausgang am 12. März. Sein Traum wäre ein Ergebnis um die 25 Prozent. Das wäre in der Tat ein Achtungserfolg. «Alles unter 15 Prozent wäre eine Enttäuschung», lässt er wissen. Und klingt dabei so unbeeindruckt, dass man denken mag: Wieso nicht?
Von Stefan Böker
Wer ist der junge Mann, der unerwartet (und, das weiss er selbst: mit kleiner Chance) gegen Stadtpräsident Anders Stokholm antritt? Auf jeden Fall ist Severin Knecht kein Kandidat, der nicht weiss, was er tut.
Frauenfeld Die Idee entstand im August 2022. Dann liess sie ihn nicht mehr los. Im Dezember gab Severin Knecht seine Kandidatur ein. Öffentlich wurde sie im Januar. Daraufhin ging die Action los. «Ich musste mein Handy auf Flugmodus schalten», erzählt der Produktionsarbeiter der Sibatron AG. Zahlreiche Kollegen und Familienmitglieder meldeten sich, um zu gratulieren und Mut zu machen. Und die Presse. «Das SRF Regionaljournal hat hier im Geschäft angerufen und nach meinem Kontakt gefragt», sagt er. Aber damit war ja zu rechnen.
Der wohl jüngste Kandidat fürs Frauenfelder Stadtpräsidium aller Zeiten sitzt in der kleinen Mensa des Familienunternehmens im Gewerbegebiet am westlichen Stadtrand. Auf dem Flipchart haben Kollegen einen aufmunternden Spruch hinterlassen: «Severin for President». Darunter hängen Zeitungsartikel.
Der 23-Jährige arbeitet beim Elektrospulenhersteller seit bald zwei Jahren. Davor hat er eine KV-Lehre absolviert. Es riecht nach Lack und Maschinen. Die Frauen an den Arbeitsplätzen der Wicklerei arbeiten emsig. In den Regalen stapeln sich Spulen in allen Grössen und Farben. Am Getränkeautomaten läuft eine digitale Bilderschau vergangener Betriebsfeiern. An der Wand im Warenausgang hängt gross ein Poster des Elektro-Rennwagens «grimsel». Sibatron hat mit seinen Produkten dazu beigetragen, dass der Wagen einen Weltrekord gefahren ist. Eine überschaubare, sichere Welt. Die Kandidatur ist für Severin Knecht nicht nur eine Abwechslung von dieser, ein Abenteuer. Mit seinem dezidiert bürgerlichen Programm könnte sich der bisher unabhängige Kandidat für eine Partei empfehlen. «Vorausgesetzt, ich mache eine gute Figur», meint er. Seine Siegeschancen hält er ohnehin für klein. «Mein Ziel ist ein Achtungserfolg», sagt der junge Mann mit Blick auf den 12. März selbstsicher.
Druck? Nein, Druck verspüre er nicht, sagt Severin Knecht. Den mache er sich auch nicht. «Es ist viel mehr so, dass ich seit meiner Kandidatur viel bewusster durchs Leben gehe», sagt der unabhängige Kandidat für Stadtpräsidium über die neue Aufmerksamkeit. Ihm fallen viel mehr Dinge auf, die er früher nicht bemerkt hätte. Zustände, die man vielleicht ändern könnte. «Zu verlieren habe ich nichts», sagt der junge Mann. «Nur zu gewinnen: Nämlich Erfahrungen in einem Wahlkampf ums Stadtpräsidium.» Und das sind in der Tat Erfahrungen, die die wenigsten einmal in ihrem Leben machen werden.
Seinen Wahlkampf geht Severin Knecht völlig bodenständig an. Er hat ein kleines Budget, mit dem er 10'000 Flyer gedruckt hat sowie 10 grosse Wahlkampfplakate. Das Budget besteht aus Spenden von Familie und Freunden. Einen Zustupf für das «Wahlkampfkässli» gab beispielsweise die Grossmutter. Über Instagram hat er dazu aufgerufen. Sein Profil hat knapp 600 Follower. Hashtag #Sevi4president.
Einen Masterplan, den gibt es gar nicht. Seine Hoffnung ist, mit diesem ersten Auftritt auf dem politischen Parkett Aufmerksamkeit zu erregen. «Ich glaube, danach kennt mich jeder», hofft er. Vielleicht könnte das sein Einstieg in die Politik sein. Auf eine Partei möchte er sich jedoch nicht festlegen. Mitte oder SVP liegen ihm, die FDP käme aber auch in Frage. Auf den Plakaten und bei seinen Auftritten ist er stets im Poloshirt von Fred Perry zu sehen. Es ist sein Markenzeichen. Es signalisiert: Hier steht ein Arbeiter. Einer aus dem Volk. Einer von uns. Einen Anzug würde er nicht tragen wollen.
Seine Positionen sind knappe Anrisse bürgerlicher Politik. Am radikalsten hört sich die kategorische Ablehnung von Tempo 30 an. «Freie Fahrt für freie Bürger», überspitzt er grinsend.
Gute ÖV-Verbindungen für Frauenfeld hört sich dagegen zeitgemässer an. Die Steuern will er senken, eine wirtschaftsfreundliche Umgebung schaffen sowie Jugendaktivitäten fördern. Bei Letzterem muss er allerdings konstatieren, dass die Kantonshauptstadt mit ihren Angeboten bereits ganz gut da steht. Bezüglich Casino hat er sich zur Mitte gesellt: «Ich habe die Petition unterschrieben», gesteht der unabhängige Kandidat.
Wie es weitergeht, steht also noch in den Sternen. Mit Spannung erwartet Severin Knecht nun den Wahlausgang am 12. März. Sein Traum wäre ein Ergebnis um die 25 Prozent. Das wäre in der Tat ein Achtungserfolg. «Alles unter 15 Prozent wäre eine Enttäuschung», lässt er wissen. Und klingt dabei so unbeeindruckt, dass man denken mag: Wieso nicht?
Von Stefan Böker
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