Reto Inauen
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MSTS-Präsident Thomas Vogel. zVg
MSTS-Präsident Thomas Vogel bleibt im Amt, ebenso der gesamte Vorstand. Die Vereinsauflösung geht ihren Weg. Im Interview erklärt Vogel unter anderem, was das für die Eltern bedeutet, deren Kinder Musikunterricht nehmen.
Herr Vogel, wie ist die ausserordentliche Versammlung aus Ihrer Sicht verlaufen?
Aus meiner Sicht ist die Versammlung gestern sehr gut verlaufen. Von 17 Mitgliedern waren 14 Mitglieder anwesend, und dadurch konnten demokratisch legitimierte Entscheide gefällt werden. Es wurde anständig, aber durchaus auch kontrovers diskutiert, bevor abgestimmt wurde. Die Mehrheitsverhältnisse waren eindeutig, und die Versammlung hat einen klaren Plan für das weitere Vorgehen hervorgebracht.
Wie geht es nun weiter?
Wir werden im Herbst 2023 die letzte ordentliche Vereinsversammlung der Musikschule Thurtal Seerücken durchführen. An dieser Versammlung werden wir nach einem Rückkommensantrag an der gestrigen Versammlung nochmals entscheiden, was mit dem Restvermögen der Musikschule Thurtal Seerücken geschieht. Wir haben den Entscheid gestern vertagt, weil neben dem Antrag vom Singkreis Müllheim und der Primarschule Pfyn auch andere Mitglieder Ideen geäussert haben zur Verwendung des Restvermögens. Dieser Rückkommensantrag wurde einstimmig angenommen, und der Vorstand der Musikschule Thurtal Seerücken wird sich für eine gute Lösung im Sinne aller Mitglieder einsetzen.
Was bedeutet das für die Eltern, deren Kinder bisher an der MSTS unterrichtet wurden, und für die Gebühren?
Der Name «Musikschule Thurtal Seerücken» bleibt erhalten, das war eine der Grundbedingungen für den Zusammenschluss mit der Musikschule Weinfelden. Allerdings läuft die Administration und die Anstellung der Lehrpersonen ab dem Schuljahr 2023/2024 über die Musikschule Weinfelden. Für die Gebühren ändert sich vorerst nichts; im Schuljahr 2023/2024 gelten für das Einzugsgebiet der heutigen Musikschule Thurtal Seerücken weiterhin die bisherigen Tarife. Ab dem Schuljahr 2024/2025 gelten dann die Tarife der Musikschule Weinfelden, wobei unterschieden wird zwischen Tarifen mit und ohne Gemeindebeitrag: Wenn eine Schulgemeinde einen individuellen Basisvertrag mit der Musikschule Weinfelden abschliesst, profitieren deren Schüler von tieferen Tarifen. Wenn eine Schulgemeinde keinen individuellen Basisvertrag abschliessen will, gelten höhere Preise. Selbstverständlich steht es jeder Gemeinde frei, ob sie einen individuellen Basisvertrag abschliessen will oder nicht.
Welche Punkte wollten Sie an der Versammlung richtigstellen? Inwieweit ist Ihnen das gelungen?
Mir ging es vor allem um die Richtigstellung der Faktenlage. Der Vorstand konnte seine Sicht der Dinge darlegen zu den Themen Formfehler, Revision der Statuten in den Jahren 2021 und 2022, aktueller Stand des Zusammenschlusses MSTS MSW, Arbeitsverträge für die Lehrpersonen, Schulgelder, sowie aktuelle finanzielle Lage der MSTS. Wenn ich das deutliche Abstimmungsresultat des Vertrauensvotums in den Vorstand anschaue, denke ich dass es uns gelungen ist, die Faktenlage richtigzustellen.
Wie hoch ist das Restvermögen der MSTS? Was passiert mit diesem?
Wir äussern uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht zur Höhe des Restvermögens; das Schuljahr ist noch nicht zu Ende. Wir haben unseren Mitgliedern aber dargelegt wo wir aktuell stehen, und welche Treiber die Höhe des Restvermögens beeinflussen. Wie oben erwähnt, werden wir nach dem Rückkommensantrag an der gestrigen Versammlung an der letzten ordentlichen Vereinsversammlung der Musikschule Thurtal Seerücken entscheiden, was mit dem Restvermögen geschieht.
Sie haben sich von Herrn Kern in Medienberichten persönlich angegriffen, ja diffamiert, gefühlt. Wie verlief der Kontakt mit ihm an diesem Abend?
Am Ende der Versammlung habe ich alle Anwesenden gefragt, ob wir nach der Versammlung ohne bösen Emails und Schlammschlachten in den Medien weiterarbeiten können. Niemand hat diese Frage verneint. Deshalb möchte ich mich nicht in den Medien zu einzelnen Personen äussern. Wir haben nun einen demokratisch breit abgestützten und legitimierten Weg, um den Zusammenschluss MSTS MSW weiter voranzutreiben. Deshalb sind für mich alle persönlichen Auseinandersetzungen gegessen.
Wenn ich das richtig sehe, dann sind viele ehemalige Lehrpersonen der MSTS zur Jugendmusik Frauenfeld gewechselt und dürfen auch weiterhin in den Schulgemeinden Pfyn, Felben-Wellhausen, Müllheim und Hüttlingen ihre Dienste anbieten. Die Eltern müssen ihre Kinder halt bei der JMF anmelden. Wie stehe Sie dazu?
Es ist klar, dass im westlichen Teil unseres Einzugsgebietes eine Zusammenarbeit mit der JMF naheliegt. Es spricht nichts dagegen, dass eine Schulgemeinde mit beiden Musikschulen zusammenarbeitet. Wie oben erwähnt erfolgt die Verhandlung der Basisverträge auf individueller Basis, d.h. wenn sich die Bedürfnisse einer Schulgemeinde im westlichen Teil unseres Einzugsgebietes von den Bedürfnissen einer Schulgemeinde im östlichen Teil unseres Einzugsgebietes unterscheiden, können diese Unterschiede entsprechend aufgenommen werden.
Weiter spricht auch nichts dagegen, dass die Eltern in einigen Gemeinden wählen können, ob sie ihre Kinder bei der JMF oder der MSW anmelden. Aus meiner Sicht ist für die Breitenförderung vor allem wichtig, dass der Musikunterricht dezentral angeboten wird - die meisten Leute aus den erwähnten Gemeinden werden froh sein, wenn sie ihre Kinder nicht nach Frauenfeld oder Weinfelden chauffieren müssen für den Musikunterricht.
Interview: Stefan Böker
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